Freitag, 6. Januar 2012

Querétaro

please see english version below
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21 Stunden Reisezeit von Berlin bis Mexiko-Stadt, davon sieben Stunden Aufhenthalt in Amsterdam. Was macht man sieben Stunden auf dem Amsterdamer Flughafen? In Erwartung eines endlos langen Vormittags verlasse ich die Maschine aus Berlin und schlendere durch das Terminal. Vogelgezwitscher erklingt aus der Halle, die ich betrete. Grüne Pflanzen wachsen in grossen Bottichen und Bäume ducken sich unter den grossen runden Dachfenstern. Auf einem grünen Kunstrasen liegen grosse Kissen und der Duft frisch gemähten Grases liegt in der Luft. Das nächste frei werdende Kissen ist meins und die kommenden Stunden widme ich dem am frühen Morgen unterbrochenem Schönheitsschlaf. Amsterdam, Dein Flughafen ist toll!

Die letzte halbe Stunde vor der Landung in Mexiko-Stadt. Die Aufregung ist gross und man sieht bereits die Ausläufer der Stadt. Beeindruckend lange schwebt das Flugzeug tief über tausenden von Strassenzügen, Autobahnen und blinkenden Lichtern. Die Ausmasse der mexikanischen Hauptstadt sind gigantisch. Landung und Abfertigung erfolgen dann recht schnell und hinter der Sperre werde ich von Benuz Guerrero erwartet, einem mexikanischen Künstler, den ich in den kommenden Monaten durch das Land und bei seiner Arbeit begleiten werde.

Viel sehen wir für den Moment nicht von der Hauptstadt, nach der ersten Nacht im Hotel fahren wir in Richtung Querétaro, ca. 3 Stunden nordwestlich von Mexiko-Stadt. Querétaro spielte eine grosse Rolle in der mexikanischen Geschichte. Von hier aus verbreitete sich Anfang des 19. Jahrhunderts die Revolution der "criollos", die das Land von der spanischen Herrschaft befreien wollten. Hier wurde auch die mexikanische Verfassung geschrieben. Heute ist Querétaro eine Stadt mit 730.000 Einwohnern und einem sehr schönen, historischen Stadtzentrum.

Das mexikanische Silvester ist entschieden ruhiger als das deutsche. Es gibt ein grosses Essen im Kreis der Familie und den ersten Tequila. In den kommenden Tagen machen wir Ausflüge in die Umgebung. San Miguel de Allende, ca. 70km von Querétaro entfernt, ist ein altes Kolonialstädtchen, das heute vor allem wegen seiner regen Kunst-Szene und seinem sehr schönen Markt für Kunsthandwerk bekannt ist. Ein Besuch der Kirche offenbart, dass die Mexikaner viel von Umweltschutz halten. Alle Kronleuchter sind mit Energiesparlampen bestückt, was den ehrwürdigen Lichtspendern eine eigentümlich profane Note verleiht.

Das nächste Abenteuer heisst Pulque. Pulque ist das mexikanische Nationalgetränk und besteht aus dem fermentierten Saft (agua miel) der Maguey-Agave. Der klare Saft fermentiert einen Tag lang zu einer weissen, leicht säuerlichen Flüssigkeit, dann wird ihm frisches agua miel beigemischt. Pulque soll am Morgen getrunken werden, dann überwiegt der Geschmack des frischen Saftes. Die mesoamerikanischen Völker verehrten den Pulque als heilig und nur bestimmten Personengruppen wie Kriegern oder stillenden Müttern war es erlaubt, davon zu trinken. Heute hat der Alkohol dem Pulque längst den Rang abgelaufen. Dennoch finden sich vor allem in Mexikos Zentrum noch einige traditionelle Pulquerías. Wir fahren mit einigen Freunden von Benuz zu einer Pulquería in einem Vorort von Querétaro und verbringen den Rest des Tages damit, dem alten Mexiko zu huldigen.

Die meisten Abende verbringen wir mit Freunden. Die Tradition der Mariachi (Folklore-Musiker) ist hier noch lebendig und in den Bars bekommt man auf Bestellung ein Lied oder gern auch mehrere. Es geht immer um die Liebe in diesen Liedern, oft sind sie tragisch, manchmal geht die Geschichte auch gut aus. Die Mexikaner schliessen dann die Augen, singen leise mit und denken an ihre eigenen aktuellen oder vergangenen Herzensangelegenheiten.

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21 hours travel time from Berlin to Mexico City, including seven hours of stopover in Amsterdam. What to do seven hours at Amsterdam airport? Awaiting an endless morning I leave the machine from Berlin and wander around the terminal. Entering the next hall, I hear bird's twittering, green plants grow in big pots and trees duck under big round skylights. On the green gras-like carpet big cushions invite to rest and the smell of freshly mowed gras is in the air. I grab the next free cushion and rest happily for the next hours. Great airport, Amsterdam!

Half an hour left before landing in Mexico City. I am quite excited as part of the city is already visible. For minutes and minutes the plane is hovering deep above millions of streets, highways and blinking lights. Gigantic Mexican capital! Landing and costumes clearance is done fast and I am expected by Mexican artist Benuz Guerrero, with whom I will travel and work during the following three months.

There is not much to see for the moment of the capital as we are heading northwest to three-hours-away Querétaro the next morning. Querétaro played an important role in the war of independence from the Spanish rule at the beginning of the 19th century. Later the Mexican constitution has been drawn up here. Today Querétaro has about 730.000 inhabitants and a beautiful historic center.

Mexican New Year's Eve is much calmer then German Silvester. We are having a huge feast with the family and I had my first Tequila. During the next days we are doing trips to nearby villages. 70 km from Querétaro San Miguel de Allende can be found, an old colonial city wich today is mainly known for its art and handicraft market. Visiting the cathedral reveals that Mexican do care for environmental protection. Saving energy bulbs can be found in all chandeliers, which gaves them a slightly strange look.
  
The next adventure is pulque. The mexican national beverage is made of the fermented agua miel which comes from the maguey plant. The fresh and clear juice needs to ferment for one day into a milky liquid, then fresh agua miel has to be added. Pulque should be drank in the morning for its sweeter taste of the fresh agua miel. The former mesoamerican civilizations worshiped the sacred drink and gave it only to honored people such as warriors or lactating women. Today there is only little left of Pulque manufacturing, but there are still some traditional pulquerías in the center of Mexico existing. We are off to the Pulque with some friends to purchase it in the suburbs of Querétaro and dedicate the rest of the day to worship old Mexico.
  
Most evenings are spent at a bar with some friends. The tradition of Mariachi (folcloric musicians) is still alive and you can get a song or two on demand. It is all about love in these songs, sometimes tragic, sometimes happy ending. While listening to the melodies, the Mexican people close their eyes, sing along smoothly and think about their own current or long gone love affairs.

1 Kommentar:

MBT_Rick hat gesagt…

Caro,
What wonderful pictures you paint of the Mexican people and the countryside. Thank you for your eyes and your ears bringing the sights and sounds of this foreign land back to us in such vivid colors.
Big bear-hugs from Rick and Ann