Freitag, 3. Februar 2012

San Agustinillo

please see english version below
--------------

Die Arbeiten in Oaxaca an den verschiedenen Murales sind beendet (siehe Fotos) und ein bisschen Klimawechsel kann nicht schaden. Wir beschliessen mit einem befreundeten Paar fuer ein paar Tage an den Strand zu fahren. San Agustinillo ist ein kleiner Ort an der Pazifikkueste des Staates Oaxaca, circa 200km von der Hauptstadt entfernt. Auf der Hinfahrt sind die Gebirgszuege der Sierra Madre del Sur zu ueberwinden, was uns trotz der recht geringen Entfernung 7 Stunden Fahrt kostet. Nachdem die unendlich erscheinenden Haarnadelkurven geschafft sind und sich die Maegen wieder halbwegs beruhigt haben, am Wegesrand gekuehlte Kokosnuesse angeboten werden und die Wege von Sandwehen bedeckt sind, kann das Meer nicht mehr weit sein. Wir kommen in der familiaer und oekologisch gefuehrten Pension "el recinto del viento" in San Agustinillo unter, eine Empfehlung von Freunden. Das Haus ist wunderschoen und luftig am Hang gelegen und der Blick aufs Meer ist spektakulaer! Der Hausherr ist ebenso wie Benuz an der alten Kultur der mexikanischen Ureinwohner und an Kunst interessiert und deshalb bekommen wir ein Zimmer zum Preis eines Wandgemaeldes. Der Besitzer des Gemischtwarenladens unten an der Strasse hat eine weitere weisse Wand zu bieten und so wird der faule Strandurlaub zum Open-Air-Atelier mit Suedsee-Flair.


Es ist an der Zeit, das Verhaeltnis der Mexikaner zu bemalten Waenden zu erklaeren: Die grossen mexikanischen Muralistas  wie Diego Riviera oder David Alfaro Siqueiros kennt jeder halbwegs gebildete Mensch. Kaum jemand weiss allerdings, dass bereits die ersten Azteken, denen die spanischen Moenche kurz nach der Eroberung lesen und schreiben beibrachten, die Schiffe und das herrschaftliche Haus des Hernan Cortes mit Protest-Graffitis verzierten. Auch heute spielt die Wandmalerei als Zeichen des Protest gegen die Machenschaften der Regierung noch eine wichtige Rolle. Dazu kommt die ganz profane Werbung. Hier gibt es kaum Werbeschilder aus Metall oder Plastik, alle Informationen - von Geschaeftsbeschriftungen ueber Menuekarten von Restaurants bis hin zu den Logos von Getraenkemarken oder Reifen - alles wird von Hand auf die Waende gemalt. Die meisten Muralistas hier sind also nicht nur Kuenstler, sondern auch Handwerker. Entsprechend wird auch Benuz mit der Aufgabe betraut, nicht nur die weisse Wand mit seiner Kunst zu verschoenern, sondern auch auf die Zimmer des angrenzenden Hostals hinzuweisen.

San Agustinillo war wie die Nachbardoerfer Mazunte und Zipolite bis 1990 ein Fischerdorf mit florierender Schildkroetenindustrie. Als die Jagd auf und Verwertung von Schildkroetenfleisch und -eiern verboten wurde stellten sich die Bewohner der "oaxaceñischen Riviera" auf Tourismus um. Langsam wird aus den verschlafenen Ortschaften, die bisher eher Geheimtip fuer Hippies und Low Budget Reisende waren, aufstrebende Tourismusdestinationen. Ueberall wird gebaut und die Restaurants direkt am Strand bieten italienische Kueche zu deftigen Preisen an. Dennoch ist der traege Charme der sonnenverwoehnten Kuestendoerfer noch lebendig und man wuerde sich ein bisschen wie im Paradies fuehlen, waehren da nicht die Sandfloehe und Muecken, die vor allem in der Daemmerung zu ihren blutigen Raubzuegen ausschwaermen.

Doch nicht nur Muecken sind hier reichlich vorhanden, im Gegensatz zur mexikanischen Grossstadt laesst sich hier vortrefflich und in Ruhe die heimische Flora und Fauna beobachten. Ein Pflichtbesuch fuer die Autorin fuehrt ins Centro mexicano de la Tortuga in Mazunte, wo man einige Arten der einheimischen Meeres- und Landschildkroeten beobachten lassen. Durch die Zimmer unserer Pension huscht so manches Getier, die kleinen Eidechsen zum Beispiel sind unscheinbar, machen aber ziemlich viel Krach. Die Skorpione dagegen sind recht still, verursachen aber regelmaessig Warnrufe der Mitbewohner, woraufhin sich die wagemutigen Maenner mit leeren Joghurtbechern bewaffnen und die zierlichen, doch ziemlich wehrhaften Tierchen sanft einfangen und in einiger Entfernung zum Haus wieder frei lassen. Fische, Austern und Krabben werden eher kulinarisch wertgeschaetzt und abends beobachtet uns eine traege Kroete von  der Groesse eines Kindskopfes beim Malen.

Nach fuenf Tagen sind die Waende fertig und die Zeit im Paradies geht zu Ende. Wir besteigen einen Kleinbus zurueck nach Oaxaca, von wo aus wir noch am selben Tag nach Mexico-Stadt weiterreisen werden. Neben uns sitzt ein junger Mann, der die Kurven nicht vertraegt. Seine Mutter ist gut ausgeruestet und reicht ihm abwechselnd Plastiktueten, hochprozentigem Alkohol und Papierservietten. Trotzdem ist die Fahrt fuer die gesamte Besatzung eine Qual und wir sind froh, als wir in Oaxaca ankommen.

-------------------------------------------------------

All the projects in Oaxaca are done more or less (see photos) and we need a change of climate. Together with some friends we want to go to the beach for some days. San Agustinillo is a little spot at the pacific coast of Oaxaca state, around 200 km south of the capital. We need seven hours to cross the mountains of Sierra Madre del Sur. After surmounting infinite amounts of hairpin turns and after our stomaches calmed down again, people offer fresh coconuts beside the street and the oceans seems to be close. We will stay in the little family run hostel "el recinto del viento" recommended by friends. The house is beautiful and ecofriendly built high above the beach and with a spectacular view. The owners are very relaxed and friendly and interested in the old cultures as well as in art and that is why we get a room in change for a mural. The owner of the corner shop downstairs has another wall to paint and so this lazy beach days are converted in an all-day open air atelier.

It is time to explain the Mexicans relation to painted walls: everyone knows the great muralistas mexicanos like Diego Riviera or David Alfaro Siqueiros. But hardly anyone knows that already the Aztecs - after the spanish monks showed them how to write - painted the conquerers ships and the walls of Hernan Cortes' house with protest graffitis. Still today murals play an important role in street appearence in Mexico as protest against the government. But wall painting is much more then protest, it is also advertisement in all its possibilities. All announcement is written directly on the wall, be it the simple name of a shop, menus of restaurants or even the logos of lemonades or tires. Muralistas are artists as well as craftsmen. So Benuz shall not only embellish the corner shop owners wall with his art, but also indicate some rooms to rent which the Don offers additionally.
Like its neighbour villages Mazunte and Zipolite, San Agustinillo was centre of the turtle industry (meat, shells and eggs) until 1990. When turtle hunting was forbidden, the inhabitants of the "Oaxacan riviera" changed into tourism. With the passing years the former secret fisher villages mainly occupied by hippies and low budget travellers change into growing holiday destinations with expensive italian cuisine. Still living its sleepy charme, San Agustinillo would be kind of a paradise if there wasn't so much mosqitos and jigger fleas, which especially after sunset go out for their bloody raids.

But not only mosquitos are quite active outside, other flora and fauna can be observed as well. Obligatory for the author is a visit at the Centro mexicano de la Tortuga, the mexican turtle centre, in Mazunte. Here some different sea and land tutles can be observed. As the hostel has not much walls, a lot of small animals can be seen there like little lizards who are nearly invisible, but very loud. Skorpions can be seen as well which caused tension between the inhabitants, while one brave man goes hunting with an empty joghurt can to later relieve the animal far from the house. Other animals like fish, oysters or prawns are highly valued when freshly grilled. At night a fat paddock from the size of a childs head is watching us painting the wall.
Five days later the art works are done and our time at paradise is to come to an end. We enter a camioneta - a little bus - back to Oaxaca city, where we will go on to Mexico city the same day. Next to us a young man battles hard with the curves. His mother is well prepared with sick bags and desinfection alcohol. Nevertheless it is a six hour torture for all passengers and we are happy to enter Oaxaca.

Keine Kommentare: