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Drei Monate sind wie im Flug vergangen und ich muss mich mit dem Gedanken anfreunden, dass mein kleines Abenteuer nun rasend schnell zu Ende geht. Doch bevor ich diesen Blog mit wehmütigen Worten beende, habe ich noch ein paar weitere mexikanische Superlative für Euch.
Die letzten Tage in Playa del Carmen sind von emsiger Geschäftigkeit geprägt. Benuz verabschiedet sich von der Karibik mit einer kleinen Ausstellung und dafür müssen Bilder gemalt werden. Das Apartment verwandelt sich für eine Woche in ein Atelier, der Küchentisch wird zur Staffelei, Farbeimer stapeln sich in allen Ecken und das Öffnen des Kleiderschrankes ist eine langwierige Operation, denn vorher müssen diverse fertige und halbfertige Kunstwerke vorsichtig beiseite geräumt werden. Wenige Stunden vor der Vernissage trocknen die letzen Pinselstriche und das Discordia verwandelt sich in eine Galerie. Die Ausstellung ist ein Erfolg und wir feiern mit Freunden und Gesang bis spät in die Nacht. Wenig Zeit bleibt uns in Playa und in den kommenden zwei Tagen werden alle Arbeiten zu Ende gebracht. Die Fassade des Discordia braucht noch ein paar Details und einige Tattoos stehen noch aus. Am letzten Wochenende besuchen wir nochmal eine Cenote. Auch diese ist spektakulär, mit glasklarem Wasser, verwinkelten Höhlen und Fledermäusen. Obwohl das Wasser kalt ist und wir nach fast 3 Stunden im Wasser schon schlottern und schrumpeln, wollen wir das Vergnügen bis zur letzten Minute geniessen, denn wir wissen, dass wir so schnell nicht wieder hierherkommen werden. Schliesslich steigen wir ins Flugzeug und kehren braungebrannt und mit sonnengebleichten Haaren nach Mexiko-Stadt zurück.
Bisher hatte ich ja mit der Hauptstadt nicht sehr viel Glück. Obwohl wir nun schon zum vierten Mal hier sind, haben mich diverse körperliche Unpässlichkeiten bisher vom ausgiebigen Erforschen der Stadt abgehalten. Diesmal ist alles gut und als erstes steht Coyoacan auf dem Plan. Dieses Stadtviertel ist wegen seiner hohen Konzentration an kulturellen Angeboten, seiner Märkte und vor allem wegen dem Geburtshaus von Frida Kahlo bekannt. Auch viele andere berühmte mexikanische Künstler und Intellektuelle haben hier gewohnt und gewirkt. Nach dem Pflichtbesuch des "casa azul" schlendern wir durch das Viertel, was im Gegensatz zu Mexikos hektischem und gehetzten Zentrum sehr gemütlich und entspannt wirkt. Nach der geistigen Sättigung verlangen auch unsere Mägen nach Befriedigung und wir folgen dem Tip eines Freundes und besuchen eine Pozoleria. Die Suppe mit Mais, Radieschen und Salat hat ja schon in Oaxaca regelmässig meinen Speiseplan bereichert und auch die Hauptstadt-Version beglückt meinen Gaumen aufs Erfreulichste. Pozole ist definitiv meine mexikanische Lieblingsspeise! Nun steht Einkaufen auf dem Plan. Neben Mais und Chiles, die für ein Nachkochen mexikanischer Gerichte in der Heimat unabdingbar sind, erstehe ich einen kleinen Beutel mit Chapulines (Ihr erinnert Euch an die Heuschrecken in Oaxaca?) und Mezcal für die Daheimgebliebenen zum Probieren. Also kommt vorbei, wenn Euch nach Knusperschrecke ist:)
Aber wir haben ja auch noch einen kulturellen Auftrag und die Hauptstadt hat diesbezüglich viel zu bieten. Wir fahren nach Teotihuacán, das sich ca. 45 km nordöstlich von D.F. befindet und (hier kommt endlich mal wieder ein Superlativ) die wichtigste und grösste historische Ausgrabungsstätte in Mexiko ist. Im Frühling und Herbst lockt die Tag- und Nachtgleiche tausende von Mexikanern zu den Ruinen um die Energie dieser heiligen Plätze zu tanken. Wir kommen kurz nach dem 21. März und noch immer sieht man Menschen, die oben auf der Sonnenpyramide die Arme in die Luft strecken, um die Sonnenenergie aufzunehmen. Teotihuacán war bereits sechshundert Jahre vor Christus eine grosse Stadt und zwischen 100 und 650 nach Christus war hier das dominierende wirtschaftliche, kulturelle und militärische Zentrum ganz Mesoamerikas. Seine ca. 200.000 Einwohner machten es bereits damals zu eine der grössten Städte weltweit. Ungefähr hundert Jahre später verliessen die Einwohner aus unbekannten Gründen die Stadt. Die Azteken fanden schon nur noch die Ruinen, würdigten den Ort allerdings als heilig und mystisch und gaben ihm den Namen Teotihuacán, was soviel wie "wo man zu einem Gott wird" heisst. Wie das Volk hieß, dass dieses architektonische Wunder erschaffen hat, kann man nicht mehr rekonstruieren, auch heute noch versuchen Forscher aus den wenigen Hinterlassenschaften dieser hoch entwickelten Gesellschaft Erkenntnisse zu gewinnen. Seit 1987 ist Teotihuacán Weltkulturerbe der UNESCO.
Mein letzter Tag in Mexiko bricht an und einen Superlativ haben wir bis dahin noch offen: den Zócalo, bzw. die Plaza de la Constitución. Auf diesem Platz, dem Mittelpunkt der Stadt sowie der gefühlte Mittelpunkt der gesamten Nation, stand der Palast des aztekischen Herrschers Moctezuma II und die wichtigsten religiösen Gebäude der Azteken, bevor die spanischen Eroberer alle Gebäude schleifen liessen und ihre eigenen herrschaftlichen Prunkbauten aus den Steinen der zerstörten Aztekentempel bauen liessen. Eigentlich ist der Platz ein Sammelsurium an Superlativen. Die Kathedrale ist die größte Barockkirche der Welt, der Platz selbst mit seinen 46.800 qm ist nach dem Roten Platz in Moskau der größte Platz der Welt. Heute befindet sich der Sitz des mexikanischen Präsidenten hier und viele weitere wichtige Institutionen. Die Mexikaner nutzen den riesigen Platz für Demonstrationen und kulturelle Großereignisse, neben der Kathedrale bringen tausende von Händlern Souveniers und Snacks unter die Menschen, auch eine rituelle Reinigung durch die heilenden Hände von Schamanen oder das respektive Spektakel für die Touristen der in prächtige Federgewänder gekleideten mexikanischen Tänzer gehören zum Gesamterlebnis Zócalo. Die Ruinen des Templo Mayor werden seit einigen Jahren wieder ausgegraben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir besuchen den Ort mit einem Freund, der sich seit Längerem mit den Ruinen beschäftigt und uns über die bereitgestellten Informationen hinaus viel zu erzählen weiß.
Schließlich sitze ich nach vielen herzlichen und wehmütigen Verabschiedungen auf dem Flughafen und warte. Drei Stunden brauchen die Techniker, um den Defekt in der Klimaanlage des Flugzeuges zu finden. Dann starten wir endlich und die unendlichen Lichter der mexikanischen Hauptstadt unter uns werden kleiner und kleiner. Fast drei Monate liegen hinter mir, 89 intensive Tage in Anáhuac, dem Land zwischen den Wassern. Für mich war es eine sehr intensive und spannende Zeit, ich fühle mich reich beschenkt mit Erlebnissen, Begegnungen, Wissen und Kultur.
Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit und das sehr positive Feedback auf meine Erzählungen und Bilder. Es ist schön, mit den modernen Mitteln der Kommunikation solche Erlebnisse unmittelbar teilen zu können. Mit diesen Worten möchte ich den Blog schliessen. Mehr Geschichten über meine Reise nach Anáhuac erzähle ich auf Nachfrage (carolaqueitsch@gmail.com) gern persönlich.
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Three monthes have gone by really fast and I need to get used to the fact that my little adventure is going to end very soon. But before closing this blog with nostalgic words, I got some other mexican superlatives for you.
Last days in Playa del Carmen are busy. Benuz is saying Good Bye to the Carribean with a small exhibition of his artwork and therefore paintings has to be created. The apartment is converting into a studio, kitchen table seems to be an easel, paint buckets can be found in every corner and opening the wardrobe is kind of a complicate operation due to the done and half-done artwork which has to be put away beforehand. The last strokes of the brush are drying only a few hours before the opening and the Discordia is changing into a galerie. The exhibition is a real success and we celebrate with friends and music until dawn. There is little time left in Playa and during the next two days all due work is brought to an end. Fachade of Discordia needs some more details and some tattoos need to be done as well. We visit another Cenote the last weekend. This one is as spectacular as the other one, we visited some weeks ago with its crystal clear water, the rugged caves and bats. Although the water is quite cold and we are already shivering and shrivelling, we want to enjoy it as long as possible, cause we know it will be a long time before coming back here. Finally we enter the plane back to Mexico-City tanned and with sun-bleached hair.
Until now I hadn't much luck with the mexican capital. We have been here four times, but miscellaneous bodily indispositions kept me from exploring the city. This time everything is fine and we are off to get to know Coyoacan. This quarter is well known because of its high concentration of cultural offers, its markets full of artwork and handcrafts and above all because of the birth place of Frida Kahlo. Many other famous artists and intellectuals worked and lived here as well. After visiting the "casa azul" we stroll around the quarter, which is very relaxed and comfy compared to the hectic and stressy city center. After reaching intellectual satisfaction our stomachs long for it, too. We follow a friends advice and visit a pozolería close by. Back in Oaxaca this typical soup with corn, radish and salat made me happy regularly, now the capital version is doing the same. Pozole definitely is my favourite mexican dish! Later that day we go shopping. Next to corn and chile, which I need to cook mexican recipes in Germany, I also purchase some chapulines (remember the fried locusts we tried in Oaxaca?) and some mezcal to try for my friends and family back home. So come by if you are dying to try some crispy chapulin:)
But we still have to fulfill our cultural assignments and the mexican capital has a lot to offer referring to this. We visit Teotihuacán, which is 45 km north-east from D.F. and (here comes another superlative) the most important and biggest historic archeological site of Mexico. Every years equinoxes in spring and autumn cause thousands of people to visit the ruins to absorb the sun energy of this holy place. We are visiting shortly after the 21st of March and on top of the sun pyramid still people open their arms for the suns energy. Teotihuacán has already been a big city 600 BC and from 100 to 650 AD here was the dominating economic, cultural and military center of entire Mesoamerica. Its 200.000 inhabitants made it to one of the biggest cities worldwide at that time. About hundred years later the people left their city for unknown reasons. When the aztecs came to conquer Tenochtitlan (Mexico-City) and its surroundings, in Teotihuacán they only found ruins, but recognized the place as a holy one and gave it the today known name which means "where to become a god" in Nahuatl. Until today it is still a secret many scientiest try to discover who the inhabitants of Teotihuacán have been. Since 1987 the ruins are part of UNESCO world heritage.
My last day in Mexico arrives and there is still one Mexican-City-superlative open: the Zócalo or the Plaza de la Constitución. This square is the geographic center of the city as well as the center of the whole nation. Moctezuma II had his palace here and most important buildings of the Aztecs where located around it before the spanish conquerer demolished all the pyramids and made their own manorial buildings out of stones from the destroyed aztec temples. Several superlatives can be found here as e.g. the cathedral is the biggest baroque church worldwide and the square itself with its 46.800 sqm is the world second biggest square after the Red Square in Moscow. Today the presidents residence is located here as well as many important governmental buildings. Mexicans use the space for public demonstrations as well as huge cultural events. Around the cathedral thousands of merchants try to sell snacks and souvenirs as well as ritual purification by shamans or the respective shows for tourists, performed by handsome mexican dancers dressed in huge fancy feather dresses. Next to the cathedral is the Templo Mayor, another aztec ruin site, which for some years now are brought back to light and are still investigated by scientists. We visit the place with a well informed friend, who shares his detailed knowledge with us.
Finally, after sincere and melancholic farewell I am back at the airport, waiting for my delayed flight back home. There is a defect in the air condition system of our plane. Three hours later it is discovered and repaired and we depart leaving millions of light of the mexican capital behind us. Almost three months have I been here, 89 intense days in Anáhuac, country between waters. It was intense and exciting and I feel richly rewarded with experiences, encounters, knowledge and culture.
I would like to thank you for your attention and the very positive feedback I got for my stories and photographs. With all these modern communication techniques it is fantastic to be able to share my experiences with you so easily. Now I will close this blog. If you want to know more about my travel to Anáhuac please contact me personally (carolaqueitsch@gmail.com).